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  • AutorenbildPetra von Alvensleben

Fragmentarische Gedanken zum Thema "Nationalsozialismus" in der Ahnengalerie

Aktualisiert: 13. Apr. 2023





Seit 2004, als meine Arbeit als Systemaufstellerin begann, schaue ich zurück auf die Zeit und stelle mit Freude eine große Entwicklung fest – aber ich werde auch nachdenklich.

Die sicherlich wichtige und richtige Ablösung von der Arbeit Hellingers hat vielen

Therapeuten neue kreative Formen des Aufstellens ermöglicht. Vor allem der Symbiose-Autonomie-Gedanke führt zu neuen bahnbrechenden Schritten.

Allen voran finde ich die Arbeit von Herrn Langlotz und Herrn Ruppert sehr inspirierend.

In meiner eigenen Praxis jedoch fällt mir auf, dass die Themen des Nationalsozialismus, die noch während meiner eigenen Ausbildungszeit mit starker „Hellinger-Prägung“ an der Tagesordnung standen, stark ins Hintertreffen geraten sind.

Ich muss sogar zeitweise extreme Widerstände seitens der Seminarteilnehmer aushalten, sollte das Thema doch einmal auf den Plan kommen.

Bei mir selbst beobachte ich die Bereitschaft, den Widerständen nachzugeben, möchte ich doch niemanden zwingen, in eine Richtung zu schauen, in die er nicht schauen will. Und was weiß ich schon....?


Doch für mich ist das Aushalten der Katastrophen im Leben - egal welcher Art - ein wichtiger Teil des Menschseins.

Wir können uns abgrenzen, wir können auch mit Licht und Liebe arbeiten, doch die wirkliche Kraft liegt im Annehmen und im Sich-Aussetzen der Schattenseiten des Lebens.

Die Religionen (und auch die spirituelle Heiler-Szene) möchten uns gerne befreien von dem Leid. Doch das Leid und die Erlösung sind zwei Seiten der gleichen Medaille.

Kann es sein, dass die Abgrenzungs-Arbeit ein wichtiger Schritt ist, um dann in naher Zukunft sich überhaupt mit dem Thema der NS-Zeit auseinandersetzen zu können?

Wenn Menschen wieder spüren, wer sie sind, wenn sie in ihrer eigenen Kraft sind, dann können sie sich (vorurteilsfreier?) dem Thema widmen?

Schwere psychische und körperliche Symptomatiken liegen meiner Beobachtung nach hier begründet.

Eine meiner Klientinnen hat schwere dissoziative Krämpfe. Traumatherapie, Abgrenzung etc. führten zu keiner Erleichterung. Ich „sah“ immer wieder misshandelte Kinder in einer Anstalt – wahrscheinlich ein Krankenhaus. Eine Aufstellung zeigte, dass die Symptomatik der Klientin genau hier hin passen würde. Der Großvater kam aus Wien. Dort gab es so eine Kinderklinik während der NS-Zeit. Ihr könnt das bei google finden. Es ist der Horror in Tüten. Es entbehrt jeglicher Vorstellungskraft.

Doch die Klientin selbst wie auch die Gruppe weigerten sich strikt, in diese Thematik einzutauchen.

Langer Rede kurzer Sinn: reicht es euren Erfahrungen nach aus, die systemische Selbstintegration zu erreichen, um dann eben auch von den Vorfahren ausreichend abgegrenzt zu sein, oder kommen wir oftmals nicht umhin, uns wirklich der ganzen Wucht der Themen aus der NS-Zeit zu stellen? (z.B. Thema Psychiatrie und NS-Zeit)

Wenn jemand eigene Erfahrungen schildert, freue ich mich.


Unterschiedliche Ebenen in Betracht ziehen:

1. eigene Traumata und Abgrenzung und Annahme

2. übernommene Traumata und Abgrenzung und Annahme

3. kollektive Traumata und Zustimmung? Demut? Erkennen, dass „Gott“ und der „Teufel“ ein und dasselbe sind?


In eine fortlaufende Jahresgruppe, in der das Thema NS-Zeit immer wie ein Damoklesschwert über uns schwebte, meldete sich eine Teilnehmerin mit einer Gastaufstellung. Ihr Thema hatte mit weiblichen Organen und dem Frausein zu tun.


Für mich gehört das Thema NS und Weiblichkeit zusammen. Irgendwie.

Ich erinnere an die Göttin Kali: Zerstörung und Wiederaufbau. Geburt und Tod.

Ich denke an die Ausgrenzung der Muttergottheiten und der Verbundenheit zur Natur (und zum Tod, zur Sexualität etc.) durch die Kirche.

Gründet NS hierauf?

Ist es so, dass, weil wir diesen zerstörerischen (Tod, Gewalt) und verführerischen (Sexualität, Begierden, Lust) Aspekt ausgegliedert haben, uns immer wieder alles wie der Deckel eins Dampfkochtopfs um die Ohren fliegt???






Der „Dämon“ ist nicht das Böse im Menschen. Der „Dämon“ ist das Verdrängen, Vertuschen, das Sich-Nicht-Hinwenden-Können, das Ausgrenzen schmerzlicher Erfahrungen aus unserem Leben

Die Natur ist wundervoll, atemberaubend schön. Das Leben macht uns pausenlos Geschenke.

Aber die Natur ist auch grausam: Überflutungen, Erdrutsche, Stürme, Vulkanausbrüche.

So wie die Mutter: sie gebiert, aber sie kann auch töten...

Nationalsozialismus ist eine extreme Form des Beherrschen-Wollens. Kirche und Wissenschaft eine anscheinend mildere.

Wenn wir uns wieder eingliedern in die Natur der Dinge, wenn wir uns nicht die Natur unteran manche, sondern wenn wir uns wieder der Natur untertan machen, dann kann vielleicht das Gleichgewicht hier auf Erden wieder hergestellt werden.

Wer weiß. Es ist Frühjahr 2022. Vielleicht beginnt es jetzt. In diesem Moment....



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