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  • AutorenbildPetra von Alvensleben

Das Ego und das Selbst

Die Überlegungen sind nicht neu - aber immer wieder beliebt. Was ich in den Jahren meiner Aufstellungsarbeit und meines eigenen Weges beobachtet habe, ist folgendes:

Unser Ego, unser "Ich" bildet alle Erfahrungen ab, die wir im Leben gemacht haben. Es ist geprägt von den Anforderungen unserer Eltern, der Gesellschaft, des Umfeldes, in dem wir aufwachsen. Es bildet sogar die Erfahrungen unserer Ahnen ab. Wir handeln danach.

Unser Selbst - oder vielleicht besser: das höhere Selbst - kennt unbeschreiblich mehr Möglichkeiten, als es unser Ego je wahrhaben will. Folgen wir dem höheren Selbst, verändern wir uns, wir wachsen, beschreiten neue Wege, leben Potentiale. Mit anderen Worten: wir entfalten unsere Schönheit.

Nun ist die Stimme des höheren Selbst oft leise, und wir sind es nicht gewohnt, ihr zu lauschen. Ja oftmals wissen wir gar nicht, dass sie zu uns gehört. Das Ego hingegen ist lauter. Es ist von Angst gesteuert, von den negativen Erfahrungen. Es begrenzt uns, indem es uns immer wieder im Schmerz, im Trauma gefangen hält. Es ist fast so, als würde dieses Ego nicht begreifen, dass die Zeit weiter gegangen ist. Es ist auch empfänglich für kurzweilige aber sehr effektvolle Glücksgefühle. Es läßt sich leiten von äußeren Einflüssen. Es manipuliert und läßt sich manipulieren. Es ist bezogen auf andere. Es will uns am Leben halten, aber es hält uns am Über-Leben.

Man kann sagen, das Ego, das "Ich" ist es, womit wir uns identifizieren. Das können viele Dinge sein: unser Schmerz die Sichtweise, wie unsere Eltern uns gesehen haben unser Job, unsere Leistungen/ unser "Wissen" ein Auto, Besitz, tolles Aussehen etc.

Wenn dies alles wegfällt, wenn wir den Job verlieren oder unseren makellosen Körper, wenn wir uns plötzlich vom Trauma lösen sollen oder anfangen zu erkennen, dass wir gar nicht so klein und hilflos sind, oder dass unsere Stärke nur vorgetäuscht ist, dann gerät einiges ins Wanken. Es bricht in uns ein Weltbild zusammen.

Dies ist der Moment, der höchst krisenhaft ist. Denn wir haben nichts mehr, an dem wir uns festhalten könnten.

Das einzige, was wir dann haben, ist unser Vertrauen. Das Vertrauen in die Stimme unseres höheren Selbst und dass sie uns gut führen wird. Alles, was bislang vertraut war, erscheint in einem anderen Licht. Es ist ein Zustand der Leere. Man weiß nicht mehr, wer man ist. Man weiß auch nicht mehr, ob die alten Freunde noch dazugehören, ob der Job noch der Richtige ist, teure Klamotten werden belanglos, alte Interessen treten in den Hintergrund. Man beginnt, vieles in Frage zu stellen. Und man erhält vorerst noch keine Antworten auf die vielen Fragen.

Dieses Ungewisse gilt es auszuhalten. Sich führen zu lassen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Es geht darum, nichts zu wollen.

Wir haben dies nicht gelernt. Und Vorbilder sind - zumindest gilt dies für mein Umfeld - nicht in greifbarer Nähe.

Der oder die zu werden, der/die man ist, bedeutet, das Ego sterben zu lassen. Die Tarot-Karte Nr. 16 beschreibt dies: wenn der Turm einstürzt. Die alten Regeln gelten nicht mehr und neue stehen noch nicht zur Verfügung. Man geht durch den Nebel und kann nur hoffen, dass man gut ankommt - auf der anderen Seite. Ein Übergang. In dieser Zeit nicht doch wieder auf die alten Muster zurückgreifen zu wollen, ist die große Leistung. Nicht zurück zu gehen in den alten Schmerz. Sich nicht zu betäuben mit neuen Anschaffungen oder mit ruhelosen Aktivitäten. Auszuhalten, dass man nichts weiß. Die Stimme des höheren Selbst ist weise. Wir können uns ihr bedingungslos anvertrauen. Es werden Dinge geschehen, die neu sind. Die Welt wird uns anders erscheinen...... Und wir werden zum ersten Mal fühlen, wer wir sind, ohne dies mit Worten beschreiben zu können. Ohne identifiziert zu sein mit etwas. Einfach sein.

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