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AutorenbildPetra von Alvensleben

Scheitern Widerstände


"Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich sofort mein Problem wiederhaben!!!"


Warum scheitern so viele Therapien an einem bestimmten Punkt?

Diese Frage stellen sich sowohl Fachleute wie Betroffene immer wieder, häufig begleitet von Schuldgefühlen und einem Empfinden der Unzulänglichkeit.

Ich starte hier einen Erklärungsversuch. Im Bewusstsein, dass natürlich alle Modelle und Vorstellungen nur Hilfsmittel sein können, sich der Wirklichkeit anzunähern. Begreifen werden wir diese wohl nie in ihrer ganzen Größe....

Basis meiner Gedanken bildet ein Modell von Professor Dr. Franz Ruppert, der von einer Dreiteilung des Menschen spricht. Es gibt natürlich immer viele, viele Anteile in uns, wie z.B. den ängstlichen, den mutigen, den trotzigen, den ohnmächtigen, den traurigen Anteil u.v.m. Die Dreiteilung jedoch reicht aus, um etwas Entscheidendes zu verstehen.

In uns gibt es einen Kern. Das Selbst, die Seele oder - wie Franz Ruppert es nennt - den gesunden Anteil. Dieser ist erfüllt von Lebendigkeit und ist im Grunde nicht zu zerstören.

Darüber hinaus gibt es den sog. traumatisierten oder verletzten Anteil. Hier bilden sich unsere Erfahrungen ab, die wir in bedrohlichen oder verletzenden/ enttäuschenden Situationen gemacht haben. Häufig ist dies in der Kindheit geschehen, als wir dem schutzlos ausgeliefert waren, was zu einer gewissen Ohnmacht geführt hat.

An dieser Stelle kommt der dritte Anteil ins Spiel. Franz Ruppert nennt ihn Überlebensanteil. Er bäumt sich auf. Er sorgt dafür, dass uns so etwas Schlimmes, nicht noch einmal widerfährt. Er hat sich der Aufgabe verschrieben, unseren verletzten/ traumatisierten Anteil zu (be-)schützen. Und er tut dies mit den unterschiedlichsten Mitteln: Der eine von uns säuft, um sich zu benebeln. Ein anderer wird mit aller Macht erfolgreich, macht Karriere und orientiert sich zwanghaft daran, immer besser zu werden, nur um nicht erneut dieses Gefühl der Hilflosigkeit und der Ablehnung wieder erfahren zu müssen. Andere schotten sich von der Außenwelt ab und ziehen sich sehr zurück. Einige sind schüchtern, besonders mutig oder besonders lustig. Sie heitern alle auf, damit alle glücklich sind, denn das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist, löst bei ihnen Panik aus. Es gibt Menschen, die können sich auf keinen Partner einlassen. Einige reisen rastlos umher. All diese Mechanismen sind jedoch keine wirkliche Lösung: sie dienen lediglich der Abwehr von neuem Leid.

Viele Therapieformen wollen nun im Grunde diesen Überlebensanteil "therapieren". Die Menschen wollen ruhiger werden, wollen nicht mehr trinken, wollen sich endlich auf Menschen einlassen, wollen mehr genießen, nicht mehr aus Angst weglaufen, ihre Krankheit soll endlich verschwinden, sie wollen liebevolle Mutter oder ein liebevoller Partner sein.

Doch wenn wir nun versuchen, diesen Überlebensanteil, der ja eine große Schutzfunktion für uns hat, zu verändern, was geschieht dann mit dem verletzten/ traumatisierten Anteil?? Gerät der dann nicht erneut in Panik? Oft ist das Fall, und die Folge ist, dass der Überlebensanteil noch eine Schippe d´rauflegen muss. Er muss noch mehr schützen. Wir erkennen das oft in den großen Widerständen während der Therapiezeit.

Sinnvoll ist es also, vorsichtig Kontakt herzustellen zu dem verletzten/ traumatisierten Anteil und neue Schutzstrategien zu erarbeiten. Aus der Traumaarbeit kennt man die Arbeit mit Ressourcen. Was hätte der damals schutzlose Anteil gebraucht? Wie hätte er sich wehren/ schützen können? An dieser Stelle setzt eine intensive therapeutische Arbeit an, die es - immer in Kontakt mit dem Überlebensanteil - ermöglicht, dass er traumatisierte Anteil "nachreift". Ist dieser Prozess erfolgreich in Gang, bemerkt man häufig, wie sich der Überlebensanteil zurückzieht oder verwandelt. Wichtig ist auch das Würdigen des Überlebensanteils. Er hat ja jahrelang das Beste getan, was in seiner Macht stand, um uns zu (be-)schützen.

Kurz gesagt: in Kommunikation zwischen den einzelnen Anteilen ist ein Erlernen neuer Lebensstrategien möglich. Wir können erwachsen werden und auch als solche selbstverantwortlich handeln. Allmählich ist es uns dann auch immer mehr möglich, unseren Wesenskern, unseren gesunden Anteil zu leben und das zu tun, was wirklich auf unserem Weg liegt. Das eröffnet eine große Freiheit und ebnet den Weg für ein liebevolles und vor allen Dingen authentisches und wahrhaftiges Leben. Eine große Freude eröffnet sich dann, die mit aktionistischer Euphorie in keiner Weise zu vergleichen ist. Diese Freude hat eine Ruhe, eine Tiefe und eine Beständigkeit. Sie ist das Geschenk, das das Leben an uns macht....

"Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich sofort mein Problem wiederhaben!"

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